Wir wollen mit diesem Beitrag anhand medizinischer und psychologischer Erkenntnisse einen Einblick und Erklärungsmodelle geben:
- Was passiert im Kopf?
- Was passiert im Körper?
- Was passiert mit meinen „Gefühlen“?
- Wie kann man all dies im Optimalfall bewusst nutzen und beeinflussen, um in den Flow zu kommen ?
Unser Körper und unser Bauchgefühl melden sich tagtäglich bei uns als unmittelbare Reaktion auf bestimmte Situationen und Erlebtes – aber was machen wir mit diesen wichtigen Rückmeldungen und Botschaften, wenn sie sich nicht gut anfühlen? Oft ignorieren wir sie, schieben sie beiseite oder sehen einfach drüber hinweg. Es ist ja nur so ein Gefühl, nicht richtig greifbar, und bestimmt nicht so wichtig!
Der Körper oder das Gefühl senden uns oft diffuse Signale, die wir nicht wirklich entschlüsseln können. Daher ignorieren wir diese Botschaften oft. Ihre “Nicht-Entschlüsselung” führt zu Ungleichgewichten, die sich durch Beschwerden zeigen können. Das permanente Ignorieren der Alarmsignale führt dann zwangsläufig irgendwann zu Symptomen, also zu Erkrankungen.
Die wenigsten hinterfragen Gründe und Ursachen solcher Symptome. Ist das gesamte System erst mal aus dem Gleichgewicht geraten, beginnt schnell eine Abwärtsspirale. Magenschmerzen beispielsweise sind echte körperliche Schmerzen, die wiederum Gedanken und Sorgen hervorrufen, wie: „Oh je, da ist etwas nicht in Ordnung, es passiert etwas Schlimmes!“ Schnell entstehen daraus Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit. Dadurch kommt es zu einer Aktivierung des Stresssystems mit Verstärkung des Schmerzes – und es entsteht ein Teufelskreis. Die Folge: Chaos in allen Systemen!
Diese Signale (Körperempfindungen, Gefühle oder ein Mix aus beiden) nennen wir auch somatische Marker. Unser hochsensibles und intelligentes emotionales Erfahrungsgedächtnis kann sich nur über Gefühle bei uns bemerkbar machen – ebenso sind Rückmeldungen unseres Körpers ein weiteres Warnsignal, dass etwas aus dem Lot gekommen ist.
Es sind “schnelle” Botschaften (Stop/Go-Botschaften) unseres emotionalen Erfahrungsgedächtnisses und unseres Körpers, die uns blitzschnelle Hinweise für die Einordnung einer Situation geben. Diese schnellen Botschaften haben ihren Ursprung in der Evolution, beeinflussen die Richtung des Verhaltens und ermöglichen uns eine Auswahl aus verschiedenen theoretischen Verhaltensmöglichkeiten, abhängig von Situation, Zustand und Erfahrungen. Diese Fähigkeit war und ist existentiell wichtig, vor allem in lebensbedrohlichen Situationen.
Im schlimmsten Fall verdrängen wir negative Gedanken so lange, bis der Körper sich schlussendlich zur Wehr setzt: Es kommt zu Beschwerden und Symptomen. Nicht selten hört man von sogenannten „High-Performern“ mit chronischen Magenproblemen, Rückenschmerzen, Bluthochdruck, Herzschmerzen … die Aufzählung ließe sich noch erweitern. Mit einem Mal nehmen wir unseren Körper als eine “defekte Einheit” wahr, die nicht mehr funktioniert und ihren Dienst nicht mehr tut, als Feind, der nicht mehr mitspielt und uns dadurch behindert. Die Durchhalteparolen lautet dann meistens: Das wird schon wieder, da muss ich jetzt durch, mit Medikamenten kann ich das sicher beheben!
Auf der anderen Seite ist der Begriff „Flow“ bekannt, vornehmlich im Sport, aber auch im Business-Umfeld. Alles geht leicht von der Hand, mit ganz wenig Aufwand gelingt sehr viel, wir sind voll präsent und bei der Sache, ohne dass wir uns erschöpft fühlen – nur Zufall?
In unserem Modell bedeutet das, dass die drei Ebenen Kopf-Gefühl-Körper in kompletter Balance sind. In diesem Zustand verfügen wir über die volle körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und befinden uns mit unserer ganzen Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Die Passung der eigenen Fähigkeiten entsprechen den aktuellen Anforderungen und es entsteht quasi von selbst höchste Motivation, die einhergeht mit einem Tätigkeitsrausch.
Dieser Zustand ist charakterisiert durch das optimale Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und dem Körper, der eine Einheit mit verschiedenen Elementen bildet, die sich gegenseitig unterstützen und fördern. Auf keiner der drei Ebenen herrscht zu diesem Zeitpunkt “Stress”, was bedeutet: Alle Störfaktoren sind eliminiert. Unsere Systeme bewegen sich Hand in Hand auf ein klares realistisches Ziel zu – es entsteht ein sogenannter Flow-Zustand. Im Sport können wir derartige Phänomene regelmäßig beobachten, z.B. im Zusammenwirken eines erfolgreichen Teams wie Jürgen Klopps FC Liverpool oder bei der isländischen Nationalmannschaft anlässlich der Fußball-WM 2018.
Die Komponenten unseres Systems befinden sich in einem permanenten Wechselspiel und beeinflussen sich gegenseitig sowohl im Positiven wie im Negativen. Sogenannte Feedbackschleifen steuern und lenken jeweils die anderen Systemebenen.
Was bedeutet das konkret, und wie kann man dieses Wissen im Alltag umsetzen und gezielt anwenden?
Jeder sollte sich seines höchst intelligenten Wahrnehmungssystems bewusst sein – und damit sind eben nicht nur der Verstand, sondern auch unser Gefühl und unser Körper gemeint. Jeder Mensch besitzt individuelle somatische Marker. So können wir mit ihnen arbeiten und sie für uns nutzen:
- Nehmen Sie die Sprache des Körpers, der diffusen Signale und seine eigenen somatischen Marker wahr und lernen Sie sie zu identifizieren.
- Nutzen Sie das „System Körper“ und die Marker durch Wiederentdeckung und Training der Selbstwahrnehmung zur verbesserten Selbststeuerung und -organisation.
- Nutzen Sie Ihre Sinnesorgane, um die Selbst- / Fremdwahrnehmung zu verbessern und in den “Flow” zu kommen.
- Begreifen Sie, dass Ihr Körper und seine Wechselwirkungen mit der Psyche ein riesiges Potential zur Optimierung der Leistungsfähigkeit anbieten.
- Erkennen Sie, dass ausbalancierte Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche die optimale Voraussetzung für mentale und körperliche Höchstleistungen sind.
Und wie kann man es angehen?
Wir alle haben ein inneres Ortungssystem, das wir unter Umständen nicht optimal nutzen. Wenn Ihnen dieses bewusst wurde und Sie dieses zukünftig besser machen wollen, können wir Ihnen Lösungsmodelle anbieten:
Die Verbesserung der Selbstwahrnehmung ist der erste Schritt. Dazu ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig, um der beschriebenen Komplexität und Wechselwirkungen zwischen Kopf, Gefühl und Körper gerecht zu werden. Eine nur einseitige Betrachtung der körperlichen Symptome, üblicherweise durch einen Arzt, oder der Verhaltensdimensionen, beispielsweise durch einen Coach, greift hier zu kurz!
Ein wirkungsvoller ganzheitlichen Ansatz erfordert eine adäquate Zusammenarbeit zwischen den Experten mit der entsprechenden medizinischen und psychologischen Kompetenzen. Eine weitere Voraussetzung ist die intensive und abgestimmte Kooperation zwischen den Experten mit dem Coachee. Die Verbindung der medizinischen und körperlichen Aspekte bei gleichzeitiger Betrachtung der Lebens- und Berufssituation sind ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Veränderung. Dabei werden folgende Aspekte spezifisch bearbeitet:
- Reduzierung des Stresslevels
- Untersuchung der Symptome auf der körperlichen Ebene
- Betrachtung der beruflichen und der Lebenssituation
- Integration und Bewertung der vorliegenden Daten und Informationen
- Individuelle Ansätze zur Veränderung mit den erfolgreichen Transfer in den (Berufs-)Alltag
Wenn wir die uns gegebene Sensorik ernst nehmen und es schaffen, uns damit auseinander zu setzen, sind wir sowohl als Individuum wie auch als Team in der Lage, unsere Leistungsfähigkeit körperlich und geistig nicht nur zu erhalten, sondern sogar zu steigern. Erfolgreiche Athleten und Teams praktizieren dies seit Jahren mit großem Erfolg!
Wir freuen uns auf interessante Diskussionen und eine gemeinsame Weiterentwicklung!
Markus Bauer, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Osteopath, betreut neben Top-Managern Weltklasse-Athleten aus verschiedenen Sportarten
Jürgen Boss, Dipl.-Ing. Maschinenbau und Berufspädagoge, Geschäftsführer der projekt-dialog gmbh, coacht Top-Manager und -Teams sowie Profi-Athleten und -Schiedsrichter